Die Ausstellung Dokumentarfotografie Förderpreise 15 der Wüstenrot Stiftung in der Staatsgalerie Stuttgart zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig und experimentell sich zeitgenössische Bildstrategien dem Dokumentarischen nähern. Seit 1994 werden diese bedeutenden Auszeichnungen gemeinsam mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang in Essen vergeben. Sie würdigen junge Künstlerinnen und Künstler, die mit neuen Ausdrucksformen gesellschaftliche Wirklichkeiten reflektieren und so unser Verständnis von Wahrheit und Wahrnehmung hinterfragen.
In der diesjährigen Ausgabe präsentieren Nazanin Hafez, Kristina Lenz & Alex Simon Klug, Malte Uchtmann und Hannah Wolf Arbeiten, die auf ganz unterschiedliche Weise dokumentarische Grenzen ausloten. Hafez thematisiert in „Spectators“ die Verantwortung von Zuschauenden angesichts medial vermittelter Gewalt, während Lenz und Klug mit ihrer Videoinstallation „your choices should be grounded in reality“ die rasante Entwicklung von KI-generierten Bildern als Zeitdokument erfassen. Uchtmann verknüpft in „ANT*HOLOGY“ kulturwissenschaftliche Reflexionen über Ameisengesellschaften mit Fragen menschlicher Ordnungssysteme, und Wolf richtet mit „Die Dialektik dieser Arbeit“ den Blick auf die verborgene Architektur der deutschen Rüstungsindustrie.
So entsteht ein eindrucksvolles Panorama gegenwärtiger dokumentarischer Praxis – zwischen Realität und Fiktion, Technik und Ethik, Sichtbarem und Unsichtbarem.