Die Völklinger Hütte öffnet am 9. November 2025 eine Ausstellung, die so tief wie kaum eine andere in das Unsichtbare blickt: „X‑RAY – Die Macht des Röntgenblicks“ feiert 130 Jahre nach Wilhelm Conrad Röntgens bahnbrechender Entdeckung das Sichtbarmachen des Verborgenen – in Kunst, Wissenschaft, Film, Mode, Politik und Architektur.
Der Röntgenblick auf die Welt
X‑RAY ist die erste Ausstellung überhaupt, die die technischen, kulturellen und künstlerischen Facetten der Röntgenstrahlen in ihrer ganzen Bandbreite präsentiert. Von den ersten Laboraufbauten des Entdeckers bis zum heutigen Röntgen-Satelliten eROSITA reicht das Spektrum, das in der monumentalen Gebläse- und Verdichterhalle der Völklinger Hütte zu einer faszinierenden Erlebnislandschaft verschmilzt.
Durchleuchtung von Kunst, Körper und Gesellschaft
Im Zentrum der Schau steht die Idee, dass Identität und Wahrheit erst „unter der Oberfläche“ sichtbar werden. Ikonische Objekte wie der „Gläserne Mensch“ des Deutschen Hygiene-Museums Dresden veranschaulichen die historische Faszination für Transparenz. Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt greifen das Motiv des Röntgenblicks auf – von Frida Kahlo und Isa Genzken über Wim Delvoye bis Jean Paul Gaultier. Ihre Werke arbeiten mit echten Röntgenbildern, digitalen Simulationen oder symbolischen Durchdringungen, die Körper, Maschinen und Strukturen in neuem Licht zeigen.
Ein Parcours zwischen Wissenschaft und Poesie
Der Ausstellungsparcours führt durch 18 thematische Kapitel – von Röntgens Forschungslabor über Marie Curies mobile Radiologie im Ersten Weltkrieg bis zu filmischen und modischen Interpretationen. Besucherinnen und Besucher begegnen einer Röntgen-Kapelle von Wim Delvoye, einem Schuhladen mit Pedoskop, einem Catwalk mit Röntgen-Mode und einem Satellitenmodell im Luftraum der alten Gebläsehalle.
Vom Nobelpreis zum Memento Mori
Die Ausstellung schlägt eine Brücke zwischen den naturwissenschaftlichen Ursprüngen der Röntgentechnik und ihrer kulturellen Resonanz. Sie zeigt, wie sich das Unsichtbare – ob physikalisch oder psychologisch – in Kunst, Literatur und Philosophie spiegelt. Werke von Thomas Mann, Edvard Munch und Meret Oppenheim verweisen auf den „durchleuchteten Menschen“ als Symbol der Moderne, während Röntgenbilder als Vanitas-Motive an die alten Traditionen von Memento Mori und Totentanz anknüpfen.
Ort, Vision und Bedeutung
Kaum ein anderes Umfeld könnte dieser Ausstellung einen passenderen Rahmen bieten als das Weltkulturerbe Völklinger Hütte: ein Ort, an dem industrieller Fortschritt, Erinnerungskultur und künstlerische Entdeckungen aufeinandertreffen. Kuratiert von Generaldirektor Dr. Ralf Beil und basierend auf wissenschaftlichen Vorarbeiten von Prof. Dr. Thomas Zaunschirm entstand ein Projekt, das die fünf Säulen des Weltkulturerbes – Industrie, Kultur, Geschichte, Kunst und Natur – auf einzigartige Weise miteinander verknüpft.
Ausblick
X‑RAY läuft vom 9. November 2025 bis zum 16. August 2026 und wird vom saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie als kulturelles Leuchtturmprojekt gefördert. Der begleitende Katalog im Sandstein Verlag (Dresden) enthält Essays, Werkkommentare und literarische Quellen von 1895 bis heute. So wird die Völklinger Hütte einmal mehr zu einem Ort, an dem Wissenschaft und Kunst gemeinsam zeigen: Der wahre Blick in die Tiefe offenbart immer auch etwas über uns selbst.