Die Ausstellung „Superjuden. Jüdische Identität im Fußballstadion“ im Jüdischen Museum des Landesmuseums Schleswig-Holstein bietet einen ebenso spannenden wie nachdenklichen Blick auf die Bedeutung jüdischer Geschichte und Identität im Umfeld des Fußballs. Fußball ist weit mehr als Tore und Tabellen – er prägt Gemeinschaften, lässt Leidenschaft aufleben und wird zum Ausdruck persönlicher und nationaler Zugehörigkeit. Doch in den Stadien entstehen nicht nur Werte und Geschichten, sondern auch Grenzen zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung. Die Ausstellung zeigt, wie jüdische Bezüge von Vereinen und Fangemeinschaften aufgegriffen werden: Mal aus Bewunderung, mal zur Selbstbehauptung, manchmal auch widersprüchlich und provozierend. Beispiele wie die „Superjoden“ von Ajax Amsterdam oder die „Yid Army“ von Tottenham Hotspur illustrieren, wie jüdische Begriffe und Symbole Teil der Fanidentität werden.
Besonders spannend ist die regionale Perspektive: Der Rendsburger Teil der Ausstellung richtet den Fokus auf die Vereine Holstein Kiel, Hamburger SV, Werder Bremen und FC St. Pauli. Viele Menschen im Norden sind mit diesen Klubs groß geworden, doch die jüdische Geschichte und die Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus sind nur wenig bekannt. Die Ausstellung zeigt, wie diese Klubs heute Verantwortung übernehmen, sich zu ihrer Vergangenheit positionieren und sich für Offenheit und Vielfalt einsetzen. So entsteht ein lebendiger Dialog zwischen lokalen Erzählungen und internationalen Entwicklungen – „Superjuden“ lädt ein, Fußball als Spiegel gesellschaftlicher Dynamik und als Ort der Erinnerung und Verantwortung neu zu entdecken. Fußball wird so zum Spiel mit der Geschichte und zur Bühne kultureller Identität.