Im Graphik-Kabinett der Staatsgalerie Stuttgart steht derzeit die Arbeit »Überfluss« von Clemens Schneider im Mittelpunkt, ein Werk, das nicht nur optisch, sondern auch akustisch berührt. Der Stuttgarter Künstler, ursprünglich als Steinbildhauer und Maler ausgebildet, hat sich dem Papier verschrieben – genauer gesagt: dem selbst hergestellten Hadernpapier. Aus alten Jeans und T‑Shirts seiner Freundinnen und Freunde fertigt er mithilfe eigener Maschinen aus Recyclingmaterial Papier, das er zu einem klingenden Material transformiert. Kontaktmikrofone und Windschutznetze werden Teil eines kreativen Prozesses, der handwerkliche Präzision mit technischer Neugier verbindet.
»Überfluss« ist weit mehr als eine handwerkliche Meisterleistung. Es ist ein Kommentar zu unserer Wegwerfgesellschaft, die auf Überproduktion und Konsum aufbaut. Schneider integriert Baustellenlärm aus Stuttgart, den er in einen meditativen Klang verwandelt, und macht so aus Alltagsgeräuschen eine poetische Reflexion über unser Verhältnis zu Ressourcen und Umwelt. Dieses Werk erinnert daran, dass Kunst – gerade in einer von digitaler Technik und künstlicher Intelligenz geprägten Zeit – ihre Wurzeln im Handwerk und in der sinnlichen Erfahrung hat.