Wer die Ausstellung von Thomas Hartmann in der lichtdurchfluteten Kunsthalle Rostock besucht, taucht ein in ein einzigartiges Spannungsfeld aus Bild und Raum. Hartmanns Werke entfalten ihre Kraft weit über die Grenzen der Leinwand hinaus und kreisen in ausgeklügelten Arrangements, den „Hartmannschen Hängungen“, um eine leere Mitte. Die sieben Meter hohen Wände bieten den Gemälden die Bühne, um existenzielle Fragen nach Sein und Vergehen sichtbar werden zu lassen. Besonders eindrucksvoll ist das Monument der Selbstermächtigung: Ein Regal, gefüllt mit 300 zerstörten Leinwänden und Keilrahmen, spiegelt Hartmanns künstlerischen Umgang mit Vergänglichkeit und schöpferischer Auswahl. Ein Video dokumentiert im Innern des Regals endlos die Selektion und Zerstörung, sodass die Auseinandersetzung mit dem eigenen Nachlass zum Kunstwerk wird.
Ein zentrales Motiv im Schaffen Hartmanns ist das Regal als Symbol für Ordnung und Sammlung, das in einer Videoarbeit – entstanden in Kooperation mit Alexander Kluge – eine neue Bedeutung gewinnt. Gemeinsam thematisieren die beiden Künstler in „Kino von Morgen“ die Herausforderungen unserer Gegenwart und die Rolle von Bildung und kulturellem Erbe für die Zukunft. Während Hartmann die Malerei und Installation als Träger seiner Ideen nutzt, ist Kluge als Mitbegründer des Neuen Deutschen Films und Intellektueller bekannt, der Literatur, Film und Philosophie miteinander verbindet. Die Ausstellung, zu sehen vom 18. Dezember 2025 bis 1. März 2026, ist ein Begegnungsort von Bild, Wort und Zeit, der die Fragen des Bestehens und Weitergebens künstlerisch reflektiert.