Die Ausstellung „Geschichte(n) Tansanias“ im Humboldt Forum eröffnet einen facettenreichen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart eines Landes, das wie kaum ein anderes von Handelsnetzwerken und Kolonialismus geprägt wurde. Schon früh verbanden transregionale Handelswege die heutigen Gesellschaften Tansanias mit der Welt. Insbesondere die Kolonialzeit, zuerst unter deutscher, dann britischer Herrschaft, hinterließ tiefe Spuren von Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt – bis heute wirken die Folgen fort. Mehr als 10.000 Objekte aus dem heutigen Tansania befinden sich heute im Berliner Ethnologischen Museum, und für zahlreiche dieser „cultural belongings“ ist eine dauerhafte Restitution an das National Museum of Tanzania vorgesehen. Die Ausstellung wurde kollaborativ mit Kuratorinnen und Community-Vertreterinnen aus Dar es Salaam, Songea und Berlin entwickelt. Sie präsentiert Geschichten aus vielseitigen Perspektiven und gibt ostafrikanischen Künstler*innen Raum, den kolonialen Blick kritisch zu hinterfragen. Die Architektursprache aus Teakholz und Bambus schafft einen geschützten und zugleich ästhetischen Rahmen für die Objekte und Erfahrungen.
Ein besonderer Bestandteil der Schau ist das internationale Schülerprojekt „City Research“, das Berlin und Dar es Salaam verbindet: Jugendliche untersuchen sichtbare Spuren des Kolonialismus in ihren Städten und präsentieren ihre Ergebnisse in Kurzfilmen. Ein begleitendes Veranstaltungsprogramm mit zeitgenössischen Künstler*innen aus Tansania und der Diaspora beleuchtet aktuelle Debatten und kulturelle Wiederaneignung. „Geschichte(n) Tansanias“ versteht sich somit nicht nur als Rückschau, sondern auch als Impuls für Zukunftsvisionen jenseits kolonialer Narrative – ein vielstimmiges Plädoyer für Dialog, Reflexion und kulturelle Selbstbestimmung.