Mit der Ausstellung „All Memory Is Theft“ widmet das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe dem belgischen Medienkünstler Johan Grimonprez eine umfassende Retrospektive, die mehr als drei Jahrzehnte seines Schaffens umspannt. Grimonprez bewegt sich mit seinem Werk an der Schnittstelle von Theorie und Praxis, Kunst und Film und führt dabei die Besucherinnen und Besucher in ein vielschichtiges Geflecht aus Dokumentation und Fiktion, Geschichte und Gegenwart. Seine Arbeiten stellen die Frage, wem unsere Fantasie in einer Welt gehört, in der Wahrheit und Realität zunehmend ins Wanken geraten.
Basierend auf einer „Archäologie der Medienlandschaft“ verbindet Grimonprez persönliche und globale Erzählungen, um den von Profitinteressen bestimmten Technokratismus unserer Zeit zu hinterfragen. Seine Filme und Installationen – von „Kobarweng or Where is your Helicopter“ (1992) über „dial H‑I-S-T-O-R‑Y“ (1997) bis hin zu „Soundtrack to a Coup d’État“ (2024) – erzählen von Erinnerung als kollektiver Praxis und von der Suche nach einer verlorenen Zukunft. Dabei werden Geschichte, Medienkritik und poetische Reflexion zu Werkzeugen, mit denen Grimonprez die Mechanismen des digitalen Zeitalters offenlegt.
Die Ausstellung im ZKM lädt als interaktiver, sich stetig erweiternder Vlog in ein raumfüllendes Skizzenbuch des Künstlers ein. Mit Installationen wie „Maybe the sky is really green, and we’re just colorblind“ schlägt Grimonprez Brücken zwischen Science-Fiction, Fernsehkultur und Künstlicher Intelligenz – und zeigt, wie sehr unsere Wahrnehmung längst zu einem Schauplatz technischer und ideologischer Auseinandersetzungen geworden ist. „All Memory Is Theft“ ist damit eine Einladung, Erinnerung nicht als Besitz, sondern als gemeinschaftliches Erzählen zu begreifen.